Anmerkung der Produktion

FILMONAUTEN gmbh_Andreas Stäuble

1_Im Sommer 2015 durfte ich das Kinodokumentarfilm Projekt „Zarathustras Kinder“ kennen lernen. Ein Film über die Alevitische Kultur Dersims, der damals von der Basler Produzentin Stella Händler mit der Regisseurin Gabriela Gyr geplant war. Ich bedauerte es damals sehr, dass die Herstellung dieses Projektes nicht finanziert werden konnte. Dadurch ging eine erzählwürdige Geschichte für das Kino verloren. Mir war klar, dass sich einige der aktuellen globalen Konflikte in dieser Region wiederspiegeln und dass sich diese somit im Film exemplarisch hätten erzählt werden können. Nach dem Aus dieses Projekts, freute es mich um so mehr, als die Regisseurin nach erneutem Sichten des Materials die Möglichkeit sah, mit einer der Protagonistinnen einen kurzen Dokumentarfilm zu realisieren. Da Stella Händler, die Produzentin des ersten Projekts, zum damaligen Zeitpunkt über keine Kapazitäten mehr verfügte, gelangte die Regisseurin mit der neuen Idee an mich und an die FILMONAUTEN.

Gabriela Gyr hatte bereits viele Reisen und Recherchen in die Region Dersim ‚s unternommen und kennt die historischen und politischen Hintergründe zur Region Dersim und hat sich vertieft mit der Kultur und Spiritualität der hier ansässigen Kurden auseinandergesetzt. Gabriela genosst das Vertrauen der möglichen Protagonisten und verfügt über wertvolle Kontakte innerhalb der Dersim-Gemeinschaft vor Ort oder in der Diasporagemeinden in Deutschland und in der Schweiz.

 



2_Überzeugend war für mich jedoch auch der künstlerische Ansatz der Regisseurin, welche von der bildenden Kunst herkommend den Schwerpunkt auf das Bild und den Ton legte.

Die Regisseurin, sowie das vorhandene Material haben mich davon überzeugt, dass gerade in der Verankerung von Zelihas Erzählung mit ihrer Hütte ein Kammerstück möglich wird, in dem wir ihr Schicksal und das ihres Volkes unprätentiös miterleben und nachvollziehen können. Um der Geschichte genügend Raum und Zeit zu geben, um Fehlendes zu ergänzen und um die aktuelle Situation einzufangen, haben wir uns entschlossen 2019 mit Zeliha einige ergänzende Szenen nachzudrehen. 

Als ich Zeliha selbst, ihre Hütte, ihr Schicksal und das ihres Volksstammes bei der Recherche im Sommer 2015 kennenlernen konnte, war ich beeindruckt. In der kargen, sommerlichen Berglandschaft Dersims in der sie, gegen den Widerstand von Regierung und Natur, versuchte das Erbe ihres Grossvaters aufrecht zu erhalten, wurde ihre Hütte zum lebendigen Gedächnis ihres Volkes.

Zeliha verfügt über eine beachtliche Kamerapräsenz. Wenn sie ihre Geschichte ruhig und bestimmt erzählt, spürt man ihren Mut ebenso wie ihre Verzweiflung. Wir spüren ihre Verletzlichkeit im Privaten ebenso wie ihren Widerstandswillen als Erbin eines Volkshelden.

3_Die Person der Zeliha ist eng mit ihrer Hütte, ihrem selbst gebauten Symbol des Widerstandes verbunden. So provisorisch wie ihre Hütte erscheint, so unsicher ist auch die Aussicht, hier bleiben zu können. Doch es geht um mehr als Landschaftsansprüche.

Dieser Film steht exemplarisch für den Willen die eigene Würde als Mensch, als Frau und als Angehörige einer Minderheit aufrecht zu erhalten. Ich freue mich dieses kleine menschliche und filmische Juwel produziert zu haben. Mein Dank gilt der Regisseurin, ihrer Genauigkeit, ihrer Ausdauer und ihrer Wertschätzung, welche sie in dieser Produktion stets allen Mitarbeitenden und allen Protagonist*innen entgegengebracht hat.