ZELIHAS HÜTTE

Ein Film von Gabriela Gyr

Im Jahr 2000 entschied sich Zeliha in die verbotene Zone inmitten der Türkei zu ziehen. 

Auf den Grundmauern ihres Elternhauses errichtet die damals 42jährige Frau einen Unterstand und beginnt hier zu leben. Nach und nach erfahren wir von diesem bedeutungsvollen Ort. Von Zelihas Grossvater Seyit Riza, der als angesehener Stammesführer 1938 sein Volk erfolglos vor Tod und Vertreibung hatte bewahren wollen. Seither wird den Nachkommen das Leben hier, in ihrer Heimat schwer gemacht. Seit kurzem nun überträgt das Katasteramt willkürlich ganze Landstriche an Fremde. Auch Zeliha ist davon betroffen. Als sie aber einen alten Steuerbeleg ihres Grossvaters findet, schöpft sie grosse Hoffnung, die erneut drohende Landenteignung zu verhindern. Mit der Weigerung, ihre Heimat aufzugeben, erschafft sie sich die Selbstachtung, die sie für ihr Volk, ihre Familie und für sich als Mensch und Frau immer wieder erkämpfen muss. Dabei entwickelt sich ihre selbst gebaute Hütte zur Verkörperung dieser Mission. 

Artikel aus der Luzerner Zeitung

von Regina Grüter
23.10.2020

ANMERKUNG DER REGIESSEURIN 

2010 begleitete ich eine alevitische Kurdin bei ihrem Oral History Projekt zum Genozid von 1937/38 in ihrer Heimat in Dersim. Seither besuche ich Dersim regelmässig.
Immer wieder zieht es mich in diese einmalige Land-schaft mit ihren eigensinnigen, humorvollen Menschen, die sich mit kreativem, zivilen Ungehorsam für ihre Selbstbestimmung einsetzen.


Anmerkung der Produktion

Das Projekt hat mich dadurch überzeugt, dass gerade in der Verankerung von Zeliha's Erzählung mit ihrer Hütte ein Kammerstück möglich wird, bei dem wir ihr Schicksal und das ihres Volkes elementar miterleben und nachvollziehen können. 

Geschichte dersims

Ab 645 n. Chr. flohen die vorislamischen Völker Mesopotaniens vor den heranrückenden
muslimisch-arabischen Heerscharen. Sie zogen immer weiter nach Norden und Nordwesten, unter anderem auch in das Gebiet Dersim‘s, welches in Anatolien, im Osten der heutigen Türkei liegt. 

Presse

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FILM TEAM

Überall in den Regionen Dersims, finden sich Ruinen. Immerwieder werden abgelgene Häuser und Weiler vom Militär zerstört. Angeblich um  Rebellengruppen keinen Unterschlupf und keine Versorgungsmöglichkeiten zu bieten. Immer wieder müssen die Einheimischen ihre Häuser verlassen und  aufgeben, die meisten ziehen dann in die grösseren Städte, wo sie kaum eine Existenzgrundlage finden können.

Der Streit um das Land wird nicht nur mit militärischen sondern auch mit juristischen Mitteln geführt. Korruption und Vetternwirtschaft sind ebenso Mittel die vermeintlichen Staatsinteressen vor Ort durchzusetzen, wie auch die Willkür der zuständigen Beamten.

Das Meiste was Zeliha braucht, pflanzt sie selber an. Viele der Besucher*innen, welche die Heimat Seyit Riza's sehen wollen, bringen Geschenke in Formm von Essbarem mit, was fehlt besorgt sie sich in der ca. 60 Kilometer entfernten Kleinstadt.

Seit Kurzem leben Verwandte von Zeliha mit ihr in der Hochebene Adats, Hirten mit ihren Ziegen. Zelihas Wunsch und Ziel ist es das alte Stammesgebiet Seyit Riza's wieder zu bevölkern. Doch die Jungen sehen bis anhin kaum einen Anreiz darin, schliesslich gibt es hier nicht einmal Internet.

Die letzte Tochter Seyit Riza's, Zeliha's Tante Leila, wird auf dem alten Stammesgebiet beerdigt.

Zeliha mit dem Bild ihres Grossvaters Seyit Riza

Zeliha baut an ihrem Haus weiter, immer wieder gibt es etwas auszubessern, vorallem nach den strengen Wintern.

Am Abend hört Zeliha nur das Zirpen der Grillen, den Ruf des Ziegenmelkers und das Bellen der Hirtenhunde die den Bären und die Wölfe von den Herden und den Bienenstöcken der Nomaden fernhalten.

Als das Militär eine Strasse zum neu errichteten Stützpunkt baute, legten sie auch Stromleitungen. Ob wohl sie hier vom Militär nur geduldet ist (auf ihrem eigenen Stammland), brachte sie das Militär dazu, ihr Leitungen bis zum Haus zu legen.

Dieser Film wurde unterstützt durch

Bundes Amt für Kultur


Migros Kulturprozent

Innerschweizer Filmfachgruppe

Stadt Luzern


Gertrude Kunz Stiftung